Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

zivilisatorisch

Grammatik Adjektiv
Aussprache 
Worttrennung zi-vi-li-sa-to-risch
Herkunft Zivilisation
eWDG

Bedeutung

die Zivilisation betreffend
Beispiel:
die zivilisatorische Entwicklung
auf Zivilisation beruhend
Beispiel:
zivilisatorische Schäden, Krankheiten
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

zivil · Zivil · Zivilist1 · Zivilist2 · zivilisieren · zivilisiert · Zivilisation · zivilisatorisch
zivil Adj. ‘nach den gesellschaftlichen Normen handelnd und auftretend, gesittet, zivilisiert’ (17. Jh.), in der Kaufmannssprache ‘angemessen, annehmbar, nicht überhöht’, vgl. einen civilen Preiß (2. Hälfte 17. Jh.), entlehnt aus lat. cīvīlis ‘den Bürger betreffend, bürgerlich, voll Bürgersinn, gemeinnützig, leutselig, populär, höflich, den Staats-, Zivildienst betreffend, öffentlich’; zu lat. cīvis ‘Bürger, Mitbürger’, ursprünglich ‘Haus-, Gemeindegenosse’. Früher bezeugt ist civilisch (16. Jh.) ‘den Staatsbürger, das öffentlich-politische Gemeinwesen, die Rechtsfähigkeit des Bürgers betreffend, privatrechtlich’ und (17. Jh.) ‘außerhalb des Militärs stehend’; in der Komposition gilt dafür (reich bezeugt) Civil-, vgl. (für den bürgerlich-privatrechtlichen Bereich) Civilsache (16. Jh.), -strafe (17. Jh.), -recht, -prozeß (18. Jh.) und (für den nichtmilitärischen Bereich) Civilgebäu (17. Jh.), -stand (18. Jh.), -behörde, -bevölkerung (19. Jh.). Erst spät tritt in diesen Verwendungen zivil als freies Adjektiv auf, und zwar zuerst für ‘nichtmilitärisch’ (Mitte 19. Jh.), dann für ‘bürgerlich-privatrechtlich’ (um 1900). – Zivil n. ‘nicht zum Militär gehörender Teil der Bevölkerung, nichtmilitärischer Lebensbereich’ (vgl. Civil oder Militair, Anfang 18. Jh.), ‘nichtmilitärische Kleidung’ im Unterschied zur Uniform (2. Hälfte 19. Jh., besonders in Civil); vgl. Räuberzivil ‘Kleidung, an der man den Offizier bzw. den gesellschaftlichen Stand nicht erkennt’ (2. Hälfte 19. Jh.), jünger ‘bequeme, unangemessene, auch abgerissene Kleidung’. Zivilist1 m. ‘Kenner, Lehrer, Student des bürgerlichen Rechts, des Zivilrechts’, entlehnt (Ende 17. Jh.) aus gleichbed. mlat. civilista. Zivilist2 m. ‘wer nicht den Streitkräften angehört, wer keine Uniform trägt’ (Ende 18. Jh.), abgeleitet von zivil (s. oben). zivilisieren Vb. ‘urgesellschaftliche Zustände überwinden, technischen Fortschritt, moderne Lebensformen einführen’ (Anfang 18. Jh.), ‘mit technischen Hilfsmitteln urbar machen, kultivieren’ (1. Hälfte 20. Jh.), rückgebildet (wohl in Anlehnung an gleichbed. mfrz. frz. civiliser) aus zivilisiert Part.adj. ‘Zivilisation besitzend, fortgeschritten, entwickelt, gesittet, gebildet’ (2. Hälfte 17. Jh., entsprechend unzivilisiert), aus gleichbed. mfrz. frz. civilisé. Zivilisation f. ‘mit der Auflösung der Urgesellschaft beginnender Zeitabschnitt, auf technischem und wissenschaftlichem Fortschritt beruhende Lebensweise, durch Erziehung und Bildung geprägte Lebensart’ (2. Hälfte 18. Jh.), nach frz. civilisation, engl. civilization. zivilisatorisch Adj. ‘die Zivilisation betreffend, sie fördernd, auf ihr beruhend’ (1. Hälfte 19. Jh.).

Typische Verbindungen zu ›zivilisatorisch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›zivilisatorisch‹.

Verwendungsbeispiele für ›zivilisatorisch‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Nun ist Wachstum, bei begrenzten zivilisatorischen Mitteln, nicht unbegrenzt möglich. [Weizsäcker, Carl Friedrich von: Bewußtseinswandel, München: Hanser 1988, S. 45]
Und ich, gefangen in meinem Netz zivilisatorischer Abhängigkeiten, bin arm dran. [Die Zeit, 05.11.2012, Nr. 44]
Sie ist eine zivilisatorische Leistung, die immer wieder neu erbracht werden muss. [Die Zeit, 25.10.2010, Nr. 43]
In einer Welt, die aus den Fugen zu geraten droht, sind auch die Deutschen aufgerufen, ihre Macht zivilisatorisch einzusetzen. [Die Zeit, 15.02.1993, Nr. 07]
Er sagt, in dem Dorf fehle einfach der »zivilisatorische Standard«. [Süddeutsche Zeitung, 11.07.2003]
Zitationshilfe
„zivilisatorisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/zivilisatorisch>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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