lassen
Vb.
‘dulden, erlauben, bitten, veranlassen, daß etw. geschieht, unterlassen, aufhören mit etw., überlassen, geben, aufgeben’.
Das
gemeingerm.,
ehemals reduplizierende Verb
ahd.
lāʒan
(8. Jh.),
Kurzform
lān,
mhd.
lāʒen,
lān,
asächs.
lātan,
mnd.
mnl.
lāten,
nl.
laten,
aengl.
lǣtan,
engl.
to let,
anord.
lāta,
schwed.
låta,
got.
lētan
ist mit den unter
lasch
und
lässig
(s. d.)
angegebenen Formen
und
außergerm. mit
griech.
lēdé͞in
(
ληδεῖν)
‘träge, müde sein’,
lat.
lassus
(aus
*lədto-)
‘laß, matt, müde, abgespannt’,
alban.
lodh
‘er ermüdet jmdn.’
und
lit.
léisti
‘(los)lassen, freilassen’
auf eine Wurzelerweiterung
ie.
*lē(i)d-,
*ləd-
der Wurzel
ie.
*lē(i)-
‘nachlassen’
rückführbar.
–
ablassen
Vb.
‘von etw., jmdm. abstehen, aufgeben, entweichen lassen, herniederlassen, (käuflich) überlassen’,
ahd.
oblāʒan
(für gewöhnliches
aba-)
‘erlassen, Nachlaß gewähren’
(8. Jh.),
mhd.
abelāʒen,
auch
‘aufgeben, Abstand nehmen, losgehen lassen, entweichen lassen, niederlassen’;
s.
Ablaß;
unablässig
Adj.
‘nicht ablassend, andauernd, ohne Unterbrechung’
(16. Jh.).
anlassen
Vb.
‘(Kleidung) nicht ablegen, eine Vorrichtung nicht ausschalten, einen Motor in Gang setzen’,
reflexiv
‘beginnen, in Betrieb kommen’;
vgl.
ahd.
analāʒan
‘hineinlassen, etw. über jmdn. (sich) kommen lassen’
(8. Jh.),
mhd.
anelāʒen
‘erfinden, angeben, loslassen, in Bewegung setzen’;
Anlasser
m.
‘Vorrichtung zum In-Gang-Setzen eines Motors, einer Maschine’
(älter
Anlaßhebel,
19. Jh.),
bei Elektromotoren
‘vorgeschalteter Widerstand, der ein langsames Anlaufen gewährleistet’
(um 1900);
Anlaß
m.
‘Ursache, Grund’,
mhd.
ane-,
anlāʒ
‘Anfang, Beginn, Punkt, von dem ein Wettrennen ausgeht, Anreiz, Gelegenheit, Kompromiß’;
anläßlich
Präp.
‘bei Gelegenheit, aus Anlaß’
(19. Jh.),
älter (selten) auch adjektivisch und adverbial
(15. Jh.);
veranlassen
Vb.
(schwach flektierend)
‘anregen, anordnen, bewirken’,
frühnhd.
‘etw. auf jmdn. schieben, jmdn. für etw. auswählen’
(15. Jh.).
auslassen
Vb.
‘loslassen, weglassen, nicht beachten, (Kleider) verlängern, (Ärger, Zorn) Unschuldige entgelten lassen’,
ahd.
ūʒlāʒan
‘fortschicken, ausschütten, freilassen, nicht zurückhalten, vergießen, aussprechen, beenden’
(9. Jh.),
mhd.
ūʒlāʒen;
ausgelassen
Part.adj.
‘unbändig, hemmungslos’
(vgl. in älterer Sprache
ausgelassener Trotz,
ausgelassene Leidenschaft),
‘sehr fröhlich’,
eigentlich
‘freigelassen’
(16. Jh.).
einlassen
Vb.
‘herein-, hineinlassen, einfügen’,
reflexiv
‘auf etw. eingehen, mit jmdm. verkehren’,
ahd.
inlāʒan
‘hineinwerfen, einlassen’
(8. Jh.),
mhd.
īnlāʒen;
Einlaß
m.
‘das Hineinlassen, Öffnen, Eintritt, Tür’
(16. Jh.,
Einlaß begehren).
entlassen
Vb.
‘freigeben, verabschieden, (aus einem Amt) wegschicken, jmds. (Arbeits)vertrag aufkündigen’,
ahd.
intlāʒan
‘nachlassen, verzeihen, loslassen, lösen, entspannen, weichen’
(8. Jh.),
mhd.
entlāʒen
‘loslassen, fahrenlassen’,
reflexiv
‘sich entfalten’;
Entlassung
f.
‘Freilassung, Verabschiedung, Entfernung aus einem Amt’
(17. Jh.).
erlassen
Vb.
‘in Kraft treten lassen, anordnen, von etw. befreien, eine Anordnung aufheben’,
ahd.
irlāʒan
‘unterlassen, befreien von’
(9. Jh.),
mhd.
erlāʒen
‘wovon freilassen’,
reflexiv
‘auseinandergehen, sich enthalten, unterlassen’;
Erlaß
m.
‘Verfügung, Anordnung, Aufhebung’
(18. Jh.);
unerläßlich
Adj.
‘unbedingt erforderlich, nicht aufhebbar’
(17. Jh.).
hinterlassen
Vb.
‘(einem anderen) zurücklassen, etw. vererben’
(16. Jh.);
Hinterlassenschaft
f.
‘Zurückgelassenes, Erbe’
(19. Jh.).
nachlassen
Vb.
‘Spannung lockern, vermindern, schlechter werden, zurücklassen, Preise herabsetzen’,
spätmhd.
nāchlāʒen;
Nachlaß
m.
‘das Nachlassen’
(16. Jh.),
‘Hinterlassenschaft’
(18. Jh.),
literarischer Nachlaß
(19. Jh.);
nachlässig
Adj.
‘säumig, unzuverlässig, unordentlich’
(15. Jh.);
vernachlässigen
Vb.
‘nicht gehörig betreuen oder beachten’
(18. Jh.,
durch
Lessing
und
Goethe
verbreitet).
niederlassen
Vb.
‘von oben herunterlassen’,
reflexiv
‘sich ansiedeln, einen festen Wohnsitz, ein Geschäft, eine Firma einrichten’,
ahd.
nidarlāʒan
‘sinken lassen, nach unten wenden, hinab-, herablassen, versenken’
(9. Jh.),
mhd.
niderlāʒen;
Niederlassung
f.
‘das Senken, Ansiedlung, Gründung eines geschäftlichen Unternehmens, Filiale’
(16. Jh.).
überlassen
Vb.
‘abtreten, übergeben, anheimstellen’
(15. Jh.).
unterlassen
Vb.
‘nicht tun, versäumen zu tun’,
ahd.
untarlāʒan
(9. Jh.),
mhd.
underlāʒen
‘abstehen, nicht tun’;
Unterlaß
m.
nur noch in der Fügung
ohne Unterlaß
‘ohne Unterbrechung, unaufhörlich’,
ahd.
āno untarlāʒ,
mhd.
āne underlāʒ;
vgl.
ahd.
untarlāʒ
‘Unterbrechung’
(9. Jh.),
mhd.
underlāʒ
‘das Innehalten, Unterbrechung, Beherbergen’,
frühnhd.
auch
‘Unterkunft, Lagerplatz’
(16. Jh.).
verlassen
Vb.
‘sich von einem Ort, von jmdm. entfernen, aufgeben, zurück-, alleinlassen’,
reflexiv
sich verlassen auf
‘vertrauen’,
ahd.
firlāʒan
‘entlassen, vorbei-, zurücklassen’
(8. Jh.),
mhd.
verlāʒen
‘fahrenlassen, fort-, loslassen, anbefehlen, verzeihen, zulassen, anvertrauen, hinterlassen, vertrauen’;
Verlaß
m.
‘Vertrauen, Zuverlässigkeit’
(19. Jh.),
frühnhd.
‘Verabredung, Absprache’,
auch
‘Hinterlassenschaft’,
mhd.
verlāʒ
‘Lässigkeit, Untätigkeit’;
heute in der Wendung
auf jmdn., etw. ist (kein) Verlaß,
wohl aus dem
Nd.,
vgl.
dar is nien verlaat to
(18. Jh.);
verläßlich
Adj.
‘zuverlässig’
(19. Jh.),
dafür zuvor
verlässig
(18. Jh.).
zulassen
Vb.
‘gestatten, erlauben’,
ahd.
zuolāʒan
‘hinzulassen, zukommen lassen, zuschicken’
(10. Jh.),
mhd.
zuolāʒen;
zulässig
Adj.
‘erlaubt, gestattet’
(16. Jh.),
‘annehmbar, möglich’
(18. Jh.).