zwingen
Vb.
‘gewaltsam zu etw. nötigen, zu etw. veranlassen, mit etw. fertig werden, etw. meistern’.
Das stark flektierende Verb
ahd.
thwingan
(8. Jh.),
twingan
(9. Jh.)
‘zwingen, unterjochen, beherrschen, festbinden’,
mhd.
twingen,
dwingen,
auch
quingen,
(seit 14. Jh.)
zwingen
‘(zusammen)drücken, pressen, (be)drängen, nötigen, einschließen, beherrschen, bändigen’,
asächs.
thwingan
‘zwingen, bedrängen’,
mnd.
dwingen,
mnl.
dwinghen,
nl.
dwingen,
afries.
thwinga,
aschwed.
(auch schwach)
þvinga,
schwed.
tvinga
(
germ.
*þwingan)
und schwach flektierendes
anord.
(aus dem
Mnd.?)
þvinga
‘zwingen, quälen’
lassen sich lediglich mit
awest.
θwązǰaiti
‘gerät in Bedrängnis’
vergleichen.
Daraus ist ein Ansatz
ie.
*tu̯eng̑h-
‘bedrängen’
erschließbar.
Ob
(bei einer
ie. Auslautvariante auf
-k-)
auch
toch. AB
twāṅk-
‘einzwängen’,
lit.
tveñkti
(Wasser)
‘stauen’,
reflexiv
‘sich versammeln’
und (unnasaliert)
griech.
sáttein
(
σάττειν)
‘vollstopfen, festdrücken, bepacken, beladen, ausrüsten’
hier anzuschließen sind,
ist zweifelhaft.
Als Grundbedeutung für das
germ. Verb ist
‘einen Körper durch Gewaltanwendung zusammenpressen’
anzunehmen;
übertragener Gebrauch im Sinne von
‘überwältigen, überwinden, meistern, bedrängen, einengen, rügen’
ist in ahd. Zeit bereits voll ausgeprägt.
tw-Anlaut
(bei
Notker
einsetzend,
vereinzelt schon im 9. Jh.)
herrscht im
Mhd.
(bis etwa gegen Ende des 15. Jhs.),
zw-Anlaut
setzt im 14. Jh. ein.
Häufig sind Fügungen wie
zu etw. gezwungen (‘genötigt, verpflichtet’)
sein
(15. Jh.),
sich gezwungen (‘genötigt’)
sehen
(17. Jh.).
zwingend
Part.adj.
‘bedrückend, verpflichtend, unabdingbar’
(16. Jh.),
‘schlüssig, folgerichtig, überzeugend’
(18. Jh.);
geläufig
zwingende Not
(17. Jh.),
besonders
zwingendes Gesetz
(16. Jh.),
dann rechtssprachlich
zwingendes Recht
‘Recht, das keine abweichende Regelung durch Vereinbarung unter den Betroffenen zuläßt’
(19. Jh.).
bezwingen
Vb.
‘überwältigen, meistern’,
ahd.
bithwingan
‘einengen, zügeln’
(8. Jh.),
mhd.
betwingen
‘bedrängen, beengen, bändigen, (er)zwingen’.
Zwinger
m.
‘von innerer und äußerer Mauer, von Schloß- oder Stadtmauer und Graben begrenzter Raum, in dem der vorgedrungene Feind überwältigt werden soll’,
allgemein
‘Befestigungsanlage’
(15. Jh.),
auch
(da im Zwinger zu dessen Bewachung starke Hunde oder Bären gehalten wurden)
‘Tiergehege, Käfig’
(ebenfalls 15. Jh.),
mhd.
twingære,
twinger,
zwinger
‘Dränger, Überwältiger, Zwingherr (d. i. Grundherr mit Hoheitsrechten über Land und Leute)’;
vgl.
ahd.
nōtthwingāri
‘gewaltsamer, heftiger Mensch’
(Hs. 12. Jh.).
Zwang
m.
‘Druck, Nötigung durch Macht, Androhen von Gewaltanwendung’,
ahd.
thwang
‘Zügel’
(um 900),
githwang
‘Zucht, Zwang’
(9. Jh.),
mhd.
twanc
(auch
zwanc)
‘Beengung, Gewalt, Einschränkung, Not, Bedrängnis’,
ablautendes Verbalabstraktum.
zwängen
Vb.
‘gewaltsam einengen, Druck ausüben, pressen’,
ahd.
thwengen
‘bedrängen, züchtigen, beängstigen’
(9. Jh.),
mhd.
twengen
(auch
zwengen)
‘Zwang antun, drücken, zusammenpressen, bändigen’,
mnd.
dwengen
ist Kausativum zu dem unter
↗
zwingen
(s. d.)
behandelten Verb.
zwangsläufig
Adj.
‘zwingend eintretend, unabwendbar, notgedrungen’
(19. Jh.).