zynisch
Adj.
‘die geltenden Wert- und Moralvorstellungen mißachtend und verhöhnend, spöttisch, bissig’
(1. Hälfte 19. Jh.),
‘die Regeln des Anstands verletzend, schamlos, unordentlich, grob’
(Mitte 18. Jh.,
wohl beeinflußt von
frz.
cynique),
‘zur kynischen Philosophie gehörend’
(1. Hälfte 18. Jh.),
zuvor
(selten)
‘ärmlich essend, ohne Wein’
(2. Hälfte 16. Jh.),
entlehnt aus
lat.
cynicus,
griech.
kynikós
(
κυνικός)
‘hündisch, bedürfnislos wie Hunde’,
zu
griech.
kýōn
(
κύων)
‘Hund, Hündin’,
substantiviert
(
lat.
Cynicus,
griech.
Kynikós,
nhd.
Kyniker)
Bezeichnung für einen Anhänger der von
Antisthenes
gegründeten Philosophenschule,
deren Ziel die Rückkehr zum Naturzustand
und zu einem bedürfnislosen Leben ohne Ansprüche ist
(vgl. die frühe
dt. Bedeutung
‘ärmlich, anspruchslos, ohne Wein essend’).
Auch Anknüpfung an das Gymnasium
Kynósarges
(
Κυνόσαργες),
wo
Antisthenes
lehrte,
kann bei der Namengebung mitgespielt haben.
Zyniker
m.
‘Anhänger der kynischen Philosophie’
(2. Hälfte 16. Jh.,
geläufig 18. Jh.),
vornehmlich aber,
dem Gebrauch des Adjektivs folgend,
‘zynischer, spöttischer, bissiger, ehrfurchtsloser Mensch’
(um 1800),
aus
lat.
Cynicus
(bis zur Mitte des 18. Jhs.
nur in dieser
lat. Form in
dt. Texten,
seit der 2. Hälfte des 18. Jhs.
Cyniker,
dann
Zyniker,
um 1900),
griech.
Kynikós
(
Κυνικός)
‘kynischer Philosoph’.
Zynismus
m.
‘Moral- und Wertvorstellungen mißachtende Gesinnung, Unsauberkeit, Schamlosigkeit, Spottsucht’
(2. Hälfte 18. Jh.),
‘schamlose Redeweise’
(Mitte 19. Jh.).
Vgl.
spätlat.
cynismus,
griech.
kynismós
(
κυνισμός)
‘der kynischen Philosophie entsprechende Denk- und Handlungsweise’.